Brunch & Physik Februar 2012
Physik zum Frühstück
Jürgen Becker macht durch eindrucksvolle Experimente Naturwissenschaft begreiflich für Groß und Klein
NÜRNBERG – Spannenden Fragen wurde gestern im Kinder- und Jugendmuseum bei der Veranstaltung „Brunch und Physik“ auf den Grund gegangen. Das Konzept, die Kleinen für die Naturwissenschaften zu begeistern, ist ein voller Erfolg.
„Experimentieren, belehren und belustigen“ will Jürgen Becker, ehrenamtlicher Didaktiker für Physik im Kindermuseum Nürnberg. Genau nach diesem Motto referierte er gestern im Museum und brachte nicht nur die Augen der Kleinen zum Staunen. Ein reichhaltiges Buffet, sorgte für die notwendige körperliche Stärkung, denn nicht nur Liebe geht durch den Magen.
Wieso sind Bienenwaben sechseckig? Diese Frage beantworteten die Kinder Schritt für Schritt selbst durch Probieren. Je zehn Ringe wurden an jeden ausgeteilt und diese sollten möglichst kompakt angeordnet werden. Den zentralen Kreis umfassten beim richtigen Legen jeweils sechs weitere und das ist auch schon des Rätsels Lösung. Die Natur versucht fortwährend, Fläche optimal zu nutzen und das Sechseck ist die Form, die dies am besten umsetzt.
Das nächste große Thema des Vortrags war der Kreisel. Nach Jürgen Becker gebe es sie in unterschiedlichsten Ausführungen und einige Anschauungsobjekte hatte er auch dabei. Da waren Kreisel mit Leuchtdioden, batteriebetrieben, oder mit Stift als Spitze, der wilde Muster auf Papier hinterließ. „Kreisel sind trickreich und dahinter stecken komplizierte physikalische Gesetze.“, sagte der Initiator. Vielleicht macht genau das die Magie des Spielzeugs aus. Dennoch erklärte Becker, auf was es zu achten gilt – und zwar nicht nur mit Worten. Mit seinen Demonstrationen weckte er das Interesse des ganzen Publikums. Kaum einer blieb sitzen, vielmehr drängte jeder nach vorne.
„Jetzt müsst ihr mal kurz in die Hocke gehen, die Erwachsenen sehen nichts mehr.“, witzelte der Mann, der alles im Blick hat. Über diverse einleuchtende Alltagsbeispiele wie der Diskus, Frisbee oder Bierdeckel bewies der Physiker die beiden Kreiselgesetze der Achsenstabilität und der Präzession, also der Richtungsänderung der Achse bei rotierenden Körpern.
Danach durften die Zuschauer selbst an den Vorführtisch und Hand anlegen. Erst wurde das gesamte Sortiment erprobt und später sogar ein eigener Kreisel gebaut. Aus nur einem Stück Draht besteht der einfachste Kreisel der Welt, von dem japanischen Professor Takao Sakai entwickelt.
Als Leitgedanke des Kinder- und Jugendmuseums in Nürnberg dient klar das Prinzip der Veranstaltung. Alles verläuft abwechslungsreich und interaktiv. „Die Kinder dürfen selbst experimentieren, anfassen und ausprobieren.“, erzählt Annette Beyer, die Museumsleiterin, die zusammen mit Jürgen Becker die Idee für den Brunch hatte.
Momentan gibt es mehrere laufende Programme im Kinder- und Jugendmuseum zu sehen, zu erleben und zu begreifen. Schokolade selbst herstellen – von der Frucht bis zur Süßen Versuchung – können Leckermäulchen noch zwei Wochen lang. Bis zum 26. Februar können Kinder und Jugendliche wie zu Gutenbergs Zeiten ihrer Kreativität in der Druckwerkstatt freien Lauf lassen. Außerdem gibt es Ausstellungen zu den Themen „Alltag der Urgroßeltern“ und „Schatzkammer Erde“. Ein weiterer „Brunch & Naturwissen“ rund ums Weltall findet am 4. März statt. Lernen können dabei auch die Großen, die manchmal vergessen, ihre Umwelt mit der Neugier der Kinderaugen zu betrachten.
Text: Hedwig Unterhitzenberger; Fotos: Annette Beyer