Was sind Anamorphosen? (Introduction)
Als ein Wunder der Kunst galten die im 16. Jahrhundert entstandenen Anamorphosen. Es handelt sich dabei um bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Bilder, die erst durch Änderung des Sichtwinkels ihr Geheimnis preis geben. Der Begriff lässt sich aus dem Griechischen ableiten. Von „aná = gemäß, wieder, entsprechend umstellen; morphe = Gestalt, Form" ergibt sich „Umgestaltung oder gesetzmäßig verzerrte Darstellung".
Die unterschiedlichen Formen von Anamorphosen werden in drei Gruppen, die bereits Niceron festgelegt hat, zusammengefasst:
- optische Anamorphosen werden von einem bestimmten Punkt aus betrachtet (Längenanamorphosen gleichbedeutend mit perspektivischen Anamorphosen, Anamorphosen auf geometrischen Körpern wie Kegeln und Pyramiden)
- katoptrische Anamorphosen erkennt man in Spiegeln wieder (Kegel-, Pyramiden-, Prismen und Zylinderspiegl-Anamorphosen)
- dioptrische Anamorphosen (das Bild entschlüsselt sich in der Betrachtung durch eine facettierte Linse)
- Bild 1: Längenanamorphose (perspektivische Anamorphose) - "Die Gesandten" von Holbein dem Jüngeren (1533). An der unteren Seite in der Mitte des Bildes findet sich ein Gebilde, das nur schwierig zu identifizieren ist.
- Bild 2: Wenn man auf Bild 1 von rechts streifend mit einem Auge darauf schaut, entpuppt es sich als Totenschädel.
- Bild 3: Die Zylinderspiegelanamorphose stellt den Gockelreiter dar. Der Gockelreiterbrunnen ist ein moderner Brunnen in der Tradition der Nürnberger Kleinbrunnen. Er wurde im Dürerjahr 1971 anlässlich der Eröffnung des Spielzeugmuseums aufgestellt. Der Gockelreiter ist eine buntbemalte Figur, die auf einem bunt bemalten Gockel sitzt. Sie sieht aus wie ein großes Holzspielzeug und erinnert so an die Stadt Nürnberg als Spielzeugstadt und deutet natürlich auch auf die Funktion des Museums hin. Der Nürnberger Künstler Michael Matthias Prechtl hat den Gockelreiter entworfen. Die Figur ist von einem Eisengitter umgeben. Der Brunnen steht vor dem Spielzeugmuseum in der Sebalder Altstadt, Karlstraße 13. Quellen: Stadtlexikon Nürnberg, herausgegeben von Michael Diefenbacher und Rudolf Endres, W. Tümmels Verlag, Nürnberg, 2000.